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Psychotherapie

Der therapeutische Bedarf

Psychotherapie_Fenster_oeffnen

Es ist immer wieder zu beobachten: Über seelische bzw. psychische Themen zu sprechen fällt vielen Menschen heute noch schwer. Selbst hier in Mitteleuropa, im allgemein als liberal geltenden deutschsprachigen Raum.

Begriffe der Psychologie und Psychotherapie sind belastet und tendenziell wird spürbar oft eine abgrundtiefe Schwäche damit in Verbindung gebracht. Gefährlich, weil es Betroffene stetig an den gesellschaftlichen Rand drängt, und damit zusätzlich Ängste erschaffen kann. Die Wirkung einer solchen Kultur gestattet in Gemeinschaften, egal welcher Art, nur wenig Alternativen. Andere Sinnhaftigkeiten, die einem aus einer Krisensituation führen können, bleiben daher häufig unbedacht und eine eingeschliffene Lebensweise erscheint mehr und mehr alternativlos!

Viele sind aus diesem Grund verschreckt oder unbeholfen im Umgang mit dem psychischen Erleben. Vor allem, wenn das scheinbar Alternativlose damit infrage gestellt wird. Leider erschwert dies die Öffnung zu den Themen, welche einen doch offensichtlich beschäftigen. Häufig bis zu einem Zeitpunkt an dem nicht mehr zu verleugnen ist, dass diese Kräfte so selbstverständlich vorhanden sind, wie die Wellen des Atlantiks die an die Küsten schlagen und langsam aber sicher massivste Felsens abtragen.

Bei dem einen entsteht möglicherweise der schlimme Eindruck „nicht mehr richtig zu ticken“ bzw. „irgendwie falsch“ zu sein. Oder man beobachtet bei einem Bekannten, Freund, Partner plötzlich auffällige soziale Veränderungen und Verhalten. Und jede hilfreich gemeinte Einflussnahme erzielt auf verwirrende Weise einen gegenteiligen Effekt, häufig einhergehend mit einer Zunahme von beidseitigem Misstrauen und Verärgerung.

Auslösende Themen könnten unter anderem sein:

Der therapeutische Nutzen

Wer den hektisch, bedrückenden Gedankenkreisen und der ständig empfundenen Unruhe mit der entsprechenden Würdigung und Achtung begegnet, wer statt weiter das Unwohlsein im Vordergrund zu lassen einwilligt sich mit dem „Unbewussten“ zu beschäftigen, setzt für sich ein bedeutsames Akzeptanz-Ausrufezeichen. Es erschafft gleichsam einen neuen Raum offen und mutig dem drängendem in einem Selbst nachzugehen durch einen dienenden therapeutischen Prozess!

Meine Tätigkeit und die von mir bevorzugte Methode der Psychosynthese liegen in der Tradition der humanistischen Psychologie. Als Voraussetzung wird grundsätzlich ein dem Leben innewohnender Wunsch nach Wandlung akzeptiert, der sich in selbstverständlicher Weise in jedem von uns äußert. Etwas, was permanent korrespondiert und im Austausch mit unseren Möglichkeiten steht und in Verbindung mit den äußeren Einflüssen der Umwelt. Daher macht es hier wirklich Sinn von einer ganzheitlichen Betrachtungsweise zu sprechen, in der eine kausale, also direkte Ursache-Wirkung-Verbindung eher eine seltene Rolle spielt. Viel mehr zeigt sich das momentan Bedeutende in feinen Rhythmen, die sich vielleicht in mehreren verschiedenen Lebensumgebungen oder –situationen wie in einem netzartigen System wiederholen: Z. B. in der Bildung von eigenen Meinungen und Urteilen, in der Art des Umganges in bestimmten Beziehungsaspekten und selbstverständlich vielem mehr. Die Achtsamkeit und Aufmerksamkeit dafür zu schulen ist daher bereits eine wichtige Basis. Das subtil Verwobene zu ergründen und ins Bewusstsein zu rufen trägt weiter dazu bei ein Fundament zu legen für innere Stabilität, ähnlich wie bei einem Hausbau. Hilfsmittel für den weiteren Bau können dann sein: auf eine kreative Art die Fähigkeiten, das eigene Streben, Willen und Wollen entdecken zu können. Aus der Position eines „sich bewussten Selbst“ als Architekt ist dann ihr wirklich eigener Entwurf möglich. Um im gleichen Bild zu bleiben, ihr Heim, dass sich „ins Leben verwirklichen“ darf.

Der Körper als Navigator

Den Reizen bzw. Belastungen im augenblicklichen „Jetzt“ zu folgen erfordert besondere Achtsamkeit für das, was geschieht und wie es sich im Körper widerspiegelt. Achtsamkeit wird in den Medien sehr inflationär benutzt und bedeutet eigentlich die vorhandenen Sinnesantennen wieder verstärkt zu sensibilisieren für das, was auf einem einwirkt von außen und im erhöhten Maße für die Empfindungen, Gedanken und Schlussfolgerungen in einem. Wenn z. B. ein Sinfonieorchesterabend besucht wird, konzentriert man sich so gut es geht auf jeden Ton. Und weiter vielleicht auf jedes Motiv des Komponisten hinter dem Musikstück. Also, die Gabe zu üben sich dem Augenblick hinzugeben. Vor allem wie es einen im Inneren bewegt, anstatt dies, wie ein Hintergrundgeräusch im Kaufhaus hinzunehmen. Ich nenne dies: das Fördern und Kräftigen eines „inneren Beobachters“, der in jedem von uns bereits angelegt ist und dem aufgrund seiner neutralen, sachlichen Eigenschaft vollstes Vertrauen gebührt.

Gehirn_abgeblendet

Als Vermittler dient der eigene Körper, dem der Klient über die Möglichkeit des Beobachters im Laufe des Prozesses fein und feiner folgen kann. Der Körper fungiert als Mittler im Ausdruck zur Welt durch das Gefühl, das ihn beeinflusst. Und das Gefühl ist natürlicherweise verbunden mit unserem grundsätzlichen Lebenswillen, aber darüber hinaus mit den Erfahrungen, Erkenntnissen, Meinungen – kurz, mit unserer gesamten Persönlichkeit, wie sie sich momentan zeigt. In der Methode der Psychosynthese wird es als „Persona“ bezeichnet, welche wandelbar ist, obwohl es für einige manchmal wie versteinert und fest gefügt wirkt.

Dahinter scheint allerdings noch etwas, welches unsere innere Identität trägt. Denn es stehen verschiedene Stadien der eigenen Entwicklung im neuronalen Netzwerk unseres Gehirns ebenfalls zur Verfügung, ohne dies als fremd zu erleben. Z. B. können Sie sich bestimmt leicht selber als Schüler sehen und scheinbar Szenen aus dem damaligen Schülerleben wiederholt nachempfinden. Oder sehen Sie sich ein Foto aus Kindertagen an, und obwohl sie vermutlich heute äußerlich stark unterschiedlich aussehen, werden Sie aller Voraussicht nach ein „Ich“ in einer völligen körperlichen Vertrautheit wahrnehmen können.

Der „psychische Durst“

Im Prozess läuft, wie nebenbei, quasi das Streben nach einem psychischen Homöostasezustand, ein Gleichgewicht in der nahen Umgebung des eigenen psychischen Zentrums. Dort, wo es sich einfach wohl anfühlt! In der physiologischen Form richten wir uns in großer Selbstverständlichkeit bereits danach: Wenn wir z. B. Durst empfinden, trinken wir zum Ausgleich. Über die Verteilung der Flüssigkeit im Körper kümmert sich der Mensch bewusst dann nicht mehr. Es wird geregelt ohne weiteres Zutun! Lassen Sie uns versuchen dies auch auf ein „seelisches Bedürfnis“ zu übertragen.

In Anlehnung an das kleine Beispiel dient meine Unterstützung ebenso darin das Gefühl zu stärken den „psychischen Durst“ frühzeitig zu empfinden. Z. B. in dem zunächst die Achtsamkeit betont und damit gefördert wird, wie bereits beschrieben. Des Weiteren die Sensibilität auf sich und die Welt zu verfeinern, um die der Situation angemessenen „Getränke“ in der „hauseigenen Bar“ zu erkennen. Hierbei dient es im Prozess, den „Scheinwerfer des Bewusstseins“ auf jede relevante und im Augenblick dringliche Seite des Unterbewusstseins zu richten. Z. B. mit Mitteln des klientenzentrierten Gespräches (Focusing), des in der Arbeit mit Blickpositionen der Augen (Brain-Spotting), der Traumanalyse, der Bewegung (auch Tanz), der Atmung und dem eigenen Ton, dem Schauspiel, spontane Malerei u.v.m.. Kurz: Alles, was den Ausdruck unterstützen kann und worüber sich Unbewusstes äußert. Im „Labor der Möglichkeiten“, wie ich es nenne, können zudem spielerisch neue Handlungsmöglichkeiten entwickelt und bisher Unbekanntes getestet werden. Allgemein verstärkt dabei eine zunehmende Selbsterfahrung das Bewusstsein über die Einheit von Geist, Gefühl und Körper. Des Weiteren wächst die Sensibilisierung für die Wahrnehmung einer Trennlinie von wahrhaftigen eigenen Impulsen und gelernten Mustern, die üblicherweise „wie unsichtbar“ einen sehr beherrschenden Einfluss ausüben.

Ein weiterer Bereich ist es dem Willen und der Motivation nachzuspüren, die jedem in selbstverständlicher Weise und mit allem Recht zur Verfügung stehen. Es sind nötige Elemente, um sich Entscheidungssituationen zuzuwenden und dieser Entscheidung mit einem Gefühl des Vertrauens zu folgen.

Wichtig!

Die Erfahrung zeigt, dass traumatische Erlebnisse oder Trauerarbeit im Prozess immer mal wieder auftauchen können, wenn sie in einem engen Zusammenhang zu einem aktuellen Thema stehen. Mir ist hierbei ein besonderes Anliegen zu betonen, dass die Bearbeitung von Trauma und Trauer kein direkt vorrangiges Ziel der Therapie ist, sondern, dass sie innerhalb des Prozesses entstehen kann! In keinem Fall bin ich der Meinung, dass alte seelische Vernarbungen oder Wunden wieder aufzureißen sind, ohne dass ein sehr gut begründeter Zusammenhang zur aktuellen Prozessentwicklung besteht.

Meine therapeutische Ausrichtung orientiert sich grundsätzlich immer darauf die Kräfte des Klienten zu unterstützen, damit die Erschaffung seiner Persönlichkeit eigenverantwortlich mit seinen individuellen Möglichkeiten ins Leben geschieht und sein Streben nach innerer Harmonie vereint.

… wie geht es weiter?!